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Die Farben der Zeit - 20er Jahre bis heute

Anna Maria
Anna Maria
August 2022
Design
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Wenn du dir die 1960er Jahre vorstellst, welche Farben kommen dir in den Sinn? Vielleicht warme Orange-, Rot- oder Gelbtöne? Und die 70er Jahre? Sind das nicht die Farben von Disco und Lavalampen? Aber was ist eigentlich mit heute? 


Es ist keine Überraschung, dass Farben immer wieder in und aus der Mode kommen, aber was waren die Einflüsse hinter der Farbpalette der 1950er Jahre im Vergleich zu der der 2000er Jahre? Wir haben uns der Herausforderung gestellt, die Jahrzehnte mit einer einfachen Farbpalette zu erfassen und uns dabei von der Popkultur, der Mode, dem Marketing, der Technologie und dem Design inspirieren lassen. 

Hier sind die Farben, die die letzten 100 Jahre definiert haben.


20er - Roaring Twenties

Wenn wir an die 1920er Jahre denken, schießen uns Bilder in den Kopf von Kabaretts und Theatern voller Rot- und Goldtöne. Großflächige Blumen an der Wand, dramatische Drucke und kräftige Farben, die nach Opulenz und Exzess schreien. Es waren die sogenannten wilden 20er Jahre, manche bezeichnen sie auch als die verrückten 20er. In Europa wurden die Jahre nach dem fürchterlichen 1. Weltkrieg regelrecht genossen, in den Großstädten schossen die Varietees aus dem Boden, die Zeiten galten als lasterhaft. Man kam ab von den floralen Elementen des Jugendstils und es entwickelten sich immer mehr geometrische Formen. Dies konnten Kreise sein oder Quadrate, Rechtecke, Linien. Alles wurde stilisiert und geometrisiert - Artdeco was born.

Farbtöne & Moodboard der 20er Jahre
Farbtöne & Moodboard der 20er Jahre


30er - Escape in Technicolor

Ein Jahrzehnt geprägt von einer gedämpften, weichen und vor allem staubigen Farbpalette, ja gar neblig und fast schon kreidig. Die Tatsache, dass diese Farben staubig und gedämpft waren, spiegelte definitiv die Atmosphäre der Zeit wieder, die von Sorge und Armut geprägt war. Die Weltwirtschaftskrise und deren Auswirkungen auf den Alltag der Bevölkerung waren deutlich zu spüren. Die Arbeit wurde knapp, die Unzufriedenheit innerhalb Bevölkerung nahm stetig zu und zeigte sich letztlich auch im politischen Wandel. So kamen 1933 die Nationalsozialisten an die Macht und steuerten Deutschland bis ins Jahr 1939 direkt auf den Zweiten Weltkrieg zu. Doch nicht nur politisch wandelte sich die Stimmung in Deutschland, auch in der Ästhetik kam es zu deutlichen Umbrüchen.

Die Menschen suchten nach Frieden und Ruhe und versuchten sie zu finden, wo immer sie konnten. Die Farbpalette der 30er Jahre war eine Reaktion auf alles, was vor sich ging. Insbesondere Reiseplakate zeigten sehr beruhigende Farben mit ruhigen Violett-, Blaugrün- und Orangetönen. Doch die beliebteste Farbe der gesamten Ära war Lila. Von Amethyst bis Orchidee und von Flieder bis Aubergine, war Purpur überall. Apropos Purpur: Eine beliebte Kombination aus den 30er Jahren bestand aus Purpur und der Farbe “Seafoam”, aber nicht aus den starken, frischen, kräftigen, hoch gesättigten Tönen, die wir in den 1950er Jahren sehen, sondern aus beruhigenden, wieder sehr gedämpften und staubigen Tönen. Die größte Präsenz in Bezug auf kräftige Farben war jedoch Orange, insbesondere wenn es mit Weiß oder Creme kombiniert wurde. Orange gepaart mit “Seafoam”, Flieder oder Beige verleiht den 30er Jahren seine einzigartige Atmosphäre. 

Farbtöne & Moodboard der 20er Jahre
Farbtöne & Moodboard der 30er Jahre


40er - Zwischen Krieg und Glamour

Die Verbreitung von Technicolor brachte gegen Ende der 30er Jahre eine Veränderung des Farbschemas mit sich, als Smaragd zu einem Key Player wurde. Von der Stadt Oz bis zu grünen Kleidern im Kino, war Grün 1939 der neuste Schrei. 1939 entstand eine neue Palette, die aus kräftigen Blau-, Rot- und Gelbtönen bestand und sich im Laufe des nächsten Jahrzehnts entwickeln sollte. Das vom Zweiten Weltkrieg dominierte Design in den frühen 1940er Jahren war ziemlich kreativ.

"Early American" oder "Colonial" war in den 40er Jahren in Mode. Möbel mit floralen Stoffen und Rüschen waren der letzte Schrei. Mitte bis Ende der 40er Jahre waren die Designs sowohl funktional als auch unterhaltsam, da die Menschen das Leben wieder genossen. Die Tage der Rationierung und Genügsamkeit waren vorbei. Während Farben den größten Teil des Jahrzehnts in und aus der Mode kamen, gab es ein bestimmtes Set, das als „Klassiker“ galt, bestehend aus hauptsächlich Primärfarben - kräftig, lebendig und nochmals kräftig. Das ganze Jahr über dominierten die Farben Marineblau, Braun, Beige, Schwarz, Rot, Grün (Kelley-Grün, Minzgrün, Aquagrün), Grau, Rosenrosa, Copen-Blau (Mittelblau), Weiß und Goldgelb.

Farbtöne & Moodboard der 40er Jahre
Farbtöne & Moodboard der 40er Jahre


50er - Pretty in Pastels

Die 50er Jahre waren eine überschwängliche Zeit. Eine Zeit, in der die Damen noch extrem weiblich waren, die Männer mit ihrem Outfit provokant gegen das Spießige der Nachkriegszeit protestierten und das Menschenherz zum Rockabilly Beat pulsierte. Die Gesellschaft blühte in ihrer Erholung nach dem Krieg auf und die Aussichten waren trotz des Kalten Krieges mit seiner drohenden nuklearen Bedrohung positiv. Die Darstellung von Krieg, zerstörten Städten, zerrissenen Familien, Kriegsheimkehrern, Armut und Entbehrung ließen sich immer weniger vereinbaren mit dem Aufbau- und Aufstiegsgedanken, der den Zeitgeist der beginnenden Adenauer-Ära prägte. Aufgeräumt, sauber und bunt sollte alles sein, mit einem optimistischen Blick in eine heile und erfolgreiche Zukunft.

In der international erfolgreichen Fernsehserie „Mad Men“ konnte man viel über das Lebensgefühl der Nachkriegszeit lernen, aber auch über das passende Design. Pastell, modern und skandinavisch - das sind die drei großen Farbtrends der 50er Jahre. Besonders beliebte Pastellfarben waren Pink, Türkis, Minzgrün, Hellgelb und Blau. Nach und nach setzt aber auch hier eine Trendwende ein, weg von Pastell und hin zu kräftigeren Farbtonvariationen – vornehmlich in den drei Grundfarben Blau, Gelb und Rot. Die modernen Farben waren sauber, hell und umfassten lebhaftes Gelb, elektrisches Blau, Orange, Rot, Schwarz und Weiß. Doch besonders charakteristisch für die 50er Jahre sind neben den Atomic Age Pattern, klare Designs mit skandinavischen Einfluss. Das skandinavische Farbschema war raffiniert und stark von der Natur beeinflusst. Die skandinavische Farbpalette umfasste Braun-, Creme-, Grau- und Grüntöne. “Midcentury“ oder auch “Midcentury modern“ nennt sich der Stil, der seither einen regelrechten Boom erfahren hat und einfach nicht abbricht.

Farbtöne & Moodboard der 50er Jahre
Farbtöne & Moodboard der 50er Jahre


60er - Swinging Sixties

Flowerpower - die Zeit der Hippies, vor allem geprägt durch die indischen Einflüsse der 68er Proteste. Die Jungen hatten genug von den Schrecken der Weltkriege, vom autoritären Gehabe der Alten, von Hierarchien und Spießertum. Sie forderten ein selbstbestimmtes Leben, rebellierten gegen überkommene Vorstellungen und soziale Zwänge. Das Leben wurde zu einem Spiel- und Experimentierfeld für neue gesellschaftliche Formen: In Kommunen und WGs diskutierten junge Menschen über Politik und Gesellschaft, probierten Drogen und die freie Liebe aus. Unsere heutige, verhältnismäßig offene und tolerante Gesellschaft ist ohne die gesellschaftspolitischen Ereignisse zwischen 1960 und 1969 gar nicht denkbar.

Denn die 60er waren krass - LSD-Happenings und jede Menge bunte, psychedelische Poster. Psychedelic Art is born und mit ihr eine neue Form der Konzertankündigung. Die Plakate sind nicht mehr nur Beiwerk, sondern mit ihrem wilden Mix aus psychedelisch wirkenden oder grafischen Mustern, Teil einer neuen Kunstszene. Knallige Farbtupfer, helle Grundfarben – so funktioniert das Retro-Farbprinzip der Swinging Sixties. Natur- und Cremetöne liefern dabei den krassen Kontrast zu den bunten Knallfarben, die als gut gewählte Highlights dem Stil der 60er Jahre eine besondere Note verleihen. Voller Drive und dynamischer Muster kann man mit Sicherheit sagen, dass die 1960er Jahre keine Farbe hatten - sie hatten ein Kaleidoskop aus Farben. In den 60er Jahren ging alles. Rosa, Grün, Blau, Purpur - hauptsache groovy.

Farbtöne & Moodboard der 60er Jahre
Farbtöne & Moodboard der 60er Jahre


70er - Any Colour You Like

Unter dem Motto “Make love not war” war die Flowerpower-Bewegung der 60er Jahre vollends im bürgerlichen Mainstream der 70er angekommen. Eine eher konsumorientierte (Hippie-)Subkultur ist charakteristisch für das wohl schrillste Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts. Als Ausdruck der Kommerzialisierung aller Lebensbereiche, darf das in Deutschland wohl bekannteste 70er-Symbol nicht fehlen: Die Prilblume. Farblich gesehen gilt den Braun-, erdigen Ocker- und Orangefarbtönen sowie verschiedenen Grüntönen, eine ganz besondere Vorliebe. Vor Allem Avocado Grün und Harvest Gold waren wichtige Farben und wurden häufig mit abgemilderten Versionen des Sixties-Oranges gemischt. Mitte des Jahrzehnts entstand eine Gegenbewegung zum naturbezogenen Hippie-Style: die Disco-Mode. Plötzlich waren nicht mehr Festivals, sondern Clubs die "Places to be". 

Um dort mitzufeiern, musste das Outfit perfekt sein: Beliebt waren im Disco-Licht funkelnde Overalls, schwindelerregende Plateau-Schuhe und natürlich die obligatorischen Schlaghosen in schrillen Farben und krassen Mustern. Mit dem Aufkommen der funky Disco-Mode kamen knalligere Farben, wie Neongelb, Violett, Azurblau und Knallgrün zur 70er-Farbpalette hinzu. Vom berühmt berüchtigten Saturday Night Fever bis hin zur esoterisch angehauchten Hippie-Bewegung – die 70er hatten viele Facetten und stellte die Weichen für sämtliche stilistische und popkulturelle Entwicklungen der Folge Jahrzehnte.

Farbtöne & Moodboard der 70er Jahre
Farbtöne & Moodboard der 70er Jahre

80er - 8bit Wonderland

Aus und vorbei mit zurückhaltendem Skandi-Chic und dem puristischen Schwarz-Weiß Look – Jetzt wird es wild, gemustert, kunterbunt und einfach nur laut! Nach Schlichtheit und Zurückhaltung kommt wieder Schwung in die Bude. Verspielte Designs à la Memphis-Bewegung machen Lust auf eine bunte Revolution. Die experimentelle italienische Designgruppe Memphis schuf den energetischen, elektrisch-ästhetischen Look der 1980er Jahre. Schriller, verspielter, grotesker, fröhlicher. Sie nannten es Anti-Design und starteten einen Frontalangriff gegen die Doktrinen des „form follows function“ und „less is more“. Lebendige Farben, verrückte Muster, Lycra-Leggings und überlebensgroße Frisuren - es ist nicht zu leugnen, dass die 80er Jahre eine auffällige Ära waren.

Doch wer hätte gedacht, dass ein chemisches Element ein ganzes Jahrzehnt repräsentieren könnte? Neon, einer der bekanntesten Stile der 1980er Jahre, wurde überall verwendet - von Filmplakaten über Albumcover bis hin zu Videospielen. Die 80er Jahre, ein Jahrzehnt das weitgehend von der Technologie bestimmt wurde. Mit dem Aufkommen des Personal Computing blühten Computerspiele und Videospiele auf. Das ikonische Apple-Logo von 1977-1998 war regenbogenfarben, um die Produkte verbraucherfreundlich erscheinen zu lassen und das Farbdisplay des Apple II zu präsentieren. MTV feierte 1981 sein Debüt und die Ära der Musikvideos im Fernsehen war geboren. Leuchtende Neonfarben, futuristische Schriftarten, eckige Muster und eine Explosion der Popkultur, beeinflussten die Entwicklung eines viel kantigeren, rebellischeren Design Stils, als wir es in der Vergangenheit gesehen hatten.

Farbtöne & Moodboard der 80er Jahre
Farbtöne & Moodboard der 80er Jahre


90er - Jeweled Musings

Ob Nirvanas Grunge-Ästhetik oder Bubblegum-Pop von Britney Spears, eines ist sicher: In den 90er Jahren ging es darum, mit Design zu experimentieren und die „klassischen“ Regeln aus dem Fenster zu werfen. Die Grunge-Musik war auf ihrem Höhepunkt und alternativer Rock trat in den Vordergrund. Die Szene war anti-materialistisch und feierte Individualismus über Konsum. Die Epoche war geprägt von Grau, Beige sowie Braun mit lila- und burgunderfarbenen Akzenten. In Anlehnung an die Grobheit des Grunge kündigte Anti-Design das Aufkommen von Chaos und Hässlichkeit als radikale Reaktion, auf traditionelle Standards für Schönheit und „gutes“ Design an. Dieser Trend wurde als "raw", "nicht entschuldigend" und sogar "abscheulich" beschrieben und enthielt viele experimentelle Layouts, Übertreibungen, Verzerrungen und traditionell "hässliche" Elemente aus Protest gegen Hübschheit und Perfektion.

In den rebellischen Fußstapfen von Grunge und Anti-Design sollte der Rave-Design-Trend, die Design Regeln brechen und den Status Quo ablehnen. Mit kühner Typografie, dunklem Hintergrund, experimentellen Mustern, Neonfarben und einer Kombination aus psychedelischen und Cyberpunk-Motiven ging es beim Rave-Trend der 90er Jahre darum, das Erscheinungsbild der Underground-Rave-, House- und Clubkultur zu emulieren. Doch neben 90er-Rave, Grunge und Anti-Design waren die 90er Jahre ein Jahrzehnt voller unvergesslicher Momente in der Popkultur. Von Schmetterlingsclips und Lip Smackers bis hin zu FRIENDS und den Spice Girls. Mit lebendigen, kräftigen und pastellfarbenen Farben, abstrakten Formen und Mustern sowie dorky Fonts auf kitschigen Texturen, wie Gummischuhen und Fuzzy-Hair-Accessoires, hatten die Trends der Popkultur zweifellos einen großen Einfluss auf das Design 90er Jahre. 

Farbtöne & Moodboard der 90er Jahre
Farbtöne & Moodboard der 90er Jahre


2000er - Einbruch ins Millennium

Während das Ende der Neunziger Jahre von einer Aqua-in-Barbie-Girl Ästhetik geprägt war, war der Großteil des Jahrzehnts von gedeckten Farben, übergroßen Klamotten und einer Rückkehr zu 70er Jahre Prints gezeichnet. Die 2000er waren also nicht ohne Grund too much. Unsere Augenbrauen waren extrem überzupft, unser Schmuck viel zu groß, Trends entwickelten sich zu ästhetischen Albträumen und Boleros wurden zum Keypiece einer ganzen Nation. Die vorrangigen Trendfarbtöne zu Beginn des Jahrzehnts sind, zum einen sanfte kitschige Pastellfarben und zum anderen leuchtende Neonfarben. Achtzigerjahre-mäßiges grelles Hellgrün, Gelb und Orange finden in jeglichen Designs Verwendung.

Im Laufe der Jahre bis 2009 wandelt sich der allgemeine Geschmack hin zu dunklen, gedeckten Farben wie Grau, Dunkelblau und Schwarz. Die 2000er Jahre waren nicht nur eine Zeit des Umbruchs, sondern auch ein bemerkenswertes Jahrzehnt für Apple. Das Unternehmen veröffentlichte das beliebteste tragbare Musikgerät in der Geschichte: den iPod. Neuere Iterationen des Geräts wurden kleiner und bonbonfarbener. Apple bediente sich nicht zuletzt am Skeumorphismus. Skeuomorphes Design war eine trendige Ästhetik vor allem im Web- und Printdesign. Ein Objekt ahmt in der Software sein reales Gegenstück nach. Der „Mülleimer“ ist vielleicht das erkennbarste skeuomorphe Objekt. Insgesamt waren die 2000er Jahre eine blühende Zeit mit empörender Mode, VMA-Auftritten und Ereignissen in der Popkultur, die die Zeit und Trends beispielhaft darstellten.

Farbtöne & Moodboard 2000er Jahre
Farbtöne & Moodboard der 2000er Jahre


2010-heute: Überschwänglicher Minimalismus

Nostalgie, Hipster & Minimalismus - Es ist für jeden etwas dabei. Von sauberen, ruhigen Pastelltönen bis hin zu leuchtenden, lebhaften Knallfarben. All diese Töne sind von einem digitalen Zeitrahmen geprägt, in dem die Farbe des Lichts, des Videos und des Internets unsere Wahrnehmung beeinflussen. Während die Bildschirmauflösung, die Kameraqualität und die Technologie besser wurden, reduzierte sich das digitale Design zu dem, was wir heutzutage als Flat Design betiteln. Keep it simple! In einer Welt voller Überfluss scheint für viele Minimalismus die perfekte Lösung für alles zu sein. Nirgendwo ist der „less is more“-Gedanke wichtiger als im Web- und App-Design. Wir verbringen so viel Zeit damit, durch unsere überfüllten Timelines zu scrollen, dass wir uns insgeheim nichts mehr als eine Pause, von diesem Gewusel wünschen. Denn wer erinnert sich noch an das Surfen im Internet vor dem Jahr 2013? Man musste mit jeder Menge Ablenkung rechnen: Chaotische Layouts mit hervorstechenden Elementen waren an der Tagesordnung. Bei so viel Reizüberflutung und endlosen Ladezeiten lag es auf der Hand, dass sich über kurz oder lang ein Trend in die entgegengesetzte Richtung herauskristallisieren würde. 

Das Flat Design mit seinem minimalistischen Ansatz baute viele der bestehenden Strukturen mit dreidimensionalen Elementen ab und verlegte den visuellen Schwerpunkt wieder stärker auf die Textinhalte. Simple Typografie und unaufgeregte Illustrationen bildeten einen neuen ästhetischen Rahmen. Doch Flat Design sieht nicht nur verdammt gut aus, sondern punktet auch mit inneren Werten: Es ist besonders easy-to-use, da die wenig komplexen Elemente kürzere Ladezeiten und eine einfachere Navigation ermöglichen. Die User Experience steht hier klar an erster Stelle. Obwohl Minimalismus viel Whitespace beinhaltet, spielen Farben eine sehr wichtige Rolle. Heutzutage verwenden Designer eine große Bandbreite an Farben, bleiben aber meist bei lediglich einer oder zwei Farben innerhalb eines Designs. Bei größeren Arbeiten, wie einem kompletten Branding oder einer komplexen Anwendung, findet man möglicherweise mehrere Farbtöne innerhalb Farbe, was die Farbpalette wiederum minimalistisch hält. Auch wenn Minimalismus für das untrainierte Auge „leicht“ scheinen mag, wissen Designer, wie viel Selbstvertrauen, Erfahrung und Kontrolle es braucht, um ein sauberes, aufgeräumtes Design zu erschaffen. Minimalimus ist in unser heutigen von Reizen überfluteten Welt nicht mehr wegzudenken. Warum? Weil er so gut funktioniert.

Farbtöne & Moodboard - 2010 bis heute
Farbtöne & Moodboard - 2010 bis heute


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